Besinnung auf die Taufberufung im Jahr 2019

Diözesanadministrator Weihbischof Diez hielt traditionellen Neujahrsempfang in Fulda ab

Fulda (bpf). Mit einer Danksagung an die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter der Kirche betonte Diözesanadministrator Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez am Dienstag, 1. Januar, dass ein besonderes Jahr zu Ende gegangen sei und ein besonderes Jahr begonnen habe. „Ich heiße unseren neugewählten Bischof Dr. Michael Gerber im Bistum willkommen“, sagte Diez vor rund 60 Gästen aus Kirche und Gesellschaft beim traditionellen Neujahrsempfang der Diözese im Fuldaer Priesterseminar. Er richtete auch Grüße des Neugewählten aus und zeigte sich dankbar für vielversprechende erste Gespräche mit ihm. Bischof Dr. Gerber, der zurzeit noch sein Amt als Weihbischof der Erzdiözese Freiburg im Breisgau wahrnimmt, wird am 31. März im Fuldaer Dom in sein Amt als Fuldaer Diözesanbischof eingeführt. Weihbischof Diez hob hervor, dass das neue Jahr 2019 nicht nur im Zeichen des 1275. Stadt- und Klosterjubiläums in Fulda stehe, sondern einen missionarischen Charakter haben solle. Diez hat als Diözesanadministrator ein Jahr der Besinnung auf die Taufberufung ausgerufen. Zu Beginn seiner Ansprache hatte der Weihbischof sich daran erinnert, dass er auf den Tag genau vor 30 Jahren von Erzbischof Dr. Johannes Dyba im Refektorium des Priesterseminars zum Subregens ernannt worden war. „Damals hätte ich nie gedacht, dass ich einmal als Diözesanadministrator hier stehen würde.“

 

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Der Ständige Vertreter des Diözesanadministrators, Domkapitular Prof. Dr. Gerhard Stanke, hatte eingangs den emeritierten Bischof Heinz Josef Algermissen und die Gäste aus Kirche, Politik und öffentlichem Leben im Namen des Diözesanadministrators willkommen geheißen. Seinen Rückblick auf das zu Ende gegangene Jahr 2018 eröffnete er mit dem Blick auf die Ernennung von Weihbischof Dr. Gerber zum neuen Bischof von Fulda und dessen ersten Besuch in der Bonifatiusstadt am 20. Dezember. Stanke erinnerte an die erste Ansprache Gerbers, in der deutlich geworden sei, „aus welchem Geist er seine Aufgabe als Bischof von Fulda wahrnehmen wird“.


 

Missbrauchsopfer ernstnehmen und Machtmissbrauch verhindern


Prof. Stanke stellte heraus, dass die Veröffentlichung der Missbrauchsstudie im September des vergangen Jahres Erschütterung und Erschrecken ausgelöst habe. „Ziel dieser Studie war es, herauszufinden, ob es Strukturen in unserer Kirche gibt, die den Missbrauch ermöglichen oder erleichtern.“ Sexueller Missbrauch sei immer auch Machtmissbrauch. „Machtmissbrauch wiegt in der Kirche deshalb so schwer, weil sie berufen ist, dem Auftrag Jesu zu entsprechen, der seine Macht nicht eingesetzt hat, um zu herrschen, sondern um zu dienen“, hob der Ständige Vertreter hervor. Machtmissbrauch gehe an den Nerv des kirchlichen Auftrages. Es sei deshalb wichtig zu fragen, welche Strukturen Machtmissbrauch erleichtern. „Wir werden in Zukunft auch die Präventionsschulungen fortsetzen und wenn sich Opfer melden, werden wir Sie in ihrer Aussage ernstnehmen und die Täter entsprechend zur Rechenschaft ziehen – ohne Ansehen der Person und Institution.“ Mit den Staatsanwaltschaften werde das Bistum hier, wie schon bisher geschehen, zusammenarbeiten.

 

Weiterführung des Pastoralen Prozesses


Im Jahr 2019 werde auch der Pastorale Prozess mit seinen Strategischen Zielen fortgesetzt, den Bischof Algermissen angestoßen habe, fuhr Stanke fort. Es gehe um die Frage, wie wir als Kirche von Fulda die Menschen mit der Botschaft Jesu in Berührung bringen könnten. Um über die strategischen Ziele und ihre Umsetzung zu informieren und mit den Verantwortlichen in den Pfarrgemeinden ins Gespräch zu kommen, hätten bereits Foren in verschiedenen Regionen stattgefunden. „An den zehn Foren für die verschiedenen Berufsgruppen in der Zeit von November 2017 bis Juni 2018 haben über 500 Frauen und Männer teilgenommen. An den drei Foren für Ehrenamtliche waren es 230 Teilnehmer. Zwei Foren für die Ehrenamtlichen werden im neuen Jahr stattfinden. Das Echo auf diese Veranstaltungen war immer sehr positiv.“ Auf Bistumsebene werde in verschiedenen Projektgruppen die Arbeit fortgesetzt. Zurzeit gebe es 22 Teilprojektgruppen, in denen ca. 200 Personen mitarbeiteten. Sie befassten sich mit den Themen Liturgie, Pastoral, Personal, interne und externe Kommunikation, Bildungseinrichtungen, Strukturen und Immobilien. Das Bistum Fulda werde sich wie bisher im Bereich der Kindertagesstätten engagieren. „Die Kindertagesstätten sind für uns ein wichtiger pastoraler Ort, an dem Kinder und Eltern mit der Botschaft und dem Geist des Evangeliums in Kontakt kommen können.“

 

Der Pastorale Prozess habe auch strukturelle Auswirkungen – so würden neue größere Kirchengemeinden entstehen. Bei einer Katholikenzahl von ungefähr 380.000 seien 45 neue größere Kirchengemeinden geplant. Sie hätten dann im Durchschnitt die Größe von acht- bis neuntausend Katholiken. „Natürlich werden in den Städten zahlenmäßig größere Gemeinden entstehen als auf dem Land, vor allem in der ländlichen Diaspora. Dieser Prozess der neuen Gemeindegründungen ist in allen Regionen unseres Bistums im Gang.“ Der Pastorale Prozess habe auch wesentlich eine spirituelle Dimension. Es müsse alles aus dem Geist des Evangeliums vollzogen werden, so Stanke.

 

Gleichheit der Kinder Gottes, unterschiedliche Begabungen


Für das Jahr 2019 habe Diözesanadministrator Diez auf Vorschlag der Arbeitsgruppe Spirituelle Dimension einen deutlichen Akzent gesetzt, so der Ständige Vertreter weiter. „Es geht um die Besinnung auf die Taufe, auf die Taufberufung. Durch Glaube und Taufe wird der Mensch aufgenommen in die Gemeinschaft der Kirche und darin und dadurch in die Gemeinschaft mit Gott.“ Die Taufe sei das grundlegende Sakrament; sie begründe die Würde als Kinder Gottes und die Gleichheit aller Gläubigen. Es könne nichts Größeres geben, als Kind Gottes zu sein. Prof. Stanke führte aus: „Für alle Getauften gilt die gleiche Würde. Damit verbunden ist auch der gemeinsame Auftrag, für das Evangelium Zeugnis zu geben. Auf der Ebene dessen, was wir füreinander tun können in diesem gemeinsamen Auftrag, gibt es unterschiedliche Aufgaben und Ämter.“ Auf der Ebene des Füreinander gebe es Unterschiede je nach Auftrag oder Begabung, auf der grundlegenden Ebene des Christseins gebe es die eine gemeinsame Würde und den gemeinsamen Auftrag, das Evangelium zu leben und zu verkünden durch das Engagement in der Pfarrgemeinde oder auf Bistumsebene, in der Familie, im Beruf, im öffentlichen Leben, in der Politik und den Medien. Zurzeit mache sich ein Denken breit, das dem Evangelium diametral entgegengesetzt sei. Es äußere sich in der Parole: „Unser Land zuerst, oder wir zuerst, oder ich zuerst.“ Ein solches Denken, Reden und Handeln führe zu Spaltungen im Kleinen und im Großen, auch in der internationalen Gemeinschaft. Dem hielt Prof. Stanke den Maßstab entgegen, den Jesus für das Handeln setze: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“

 

Aufgrund der ersten Begegnungen mit dem neuen Bischof zeigte sich der Ständige Vertreter davon überzeugt, dass dieser den pastoralen Weg ses Bistums nicht nur mitgehen, sondern dass er vorangehen und auch neue Akzente setzen werde aufgrund seiner Erfahrungen in seiner bisherigen Tätigkeit im Erzbistum Freiburg und aufgrund seiner aus dem Wort Gottes geprägten Spiritualität.

 

Wertschätzung der Kontinuität und der Demokratie


Landrat Bernd Woide (CDU) sprach für den Landkreis und auch für die Stadt unter Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld Neujahrswünsche aus und hob in seiner Ansprache hervor, dass nicht nur die Kirche, sondern auch das Gemeinwesen im neuen Jahr vor großen Herausforderungen stehe. „Die Welt ist ein Stück weit in Unordnung geraten“, stellte der Politiker fest und verwies darauf, dass viele Grundgewissheiten heute nicht mehr gälten und dies die Menschen verunsichere. Viele wollten, dass sich alles verändere, aber dabei gehe etwas Wichtiges verloren, nämlich die Wertschätzung für die Kontinuität. Woide bezog dies insbesondere auf die Demokratie in Deutschland. Freiheit und Solidarität seien Werte, für die einzutreten sich lohne, ebenso wie der Schutz von Ehe und Familie. Die Menschen seien gut beraten, innezuhalten in einer globalisierten und digitalisierten Welt mit permanenten Veränderungen. Am Schluss dankte der Landrat für die gute Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche im caritativen und sozialen Bereich.

 

01.01.2019


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