(v.l.n.r.) Bischof Heinz Josef Algermissen, Annabell Ernst, Domdechant Prof. Dr. Werner Kathrein, Rektor Prof. Dr. Christoph G. Müller.
(v.l.n.r.) Bischof Heinz Josef Algermissen, Annabell Ernst, Domdechant Prof. Dr. Werner Kathrein, Rektor Prof. Dr. Christoph G. Müller.

Theologische Hochschulen in kirchlicher Trägerschaft notwendig

Traditionelle Hrabanus-Maurus-Akademie – Festvortrag thematisierte Geschichte der katholischen Theologie in Marburg

Fulda/Marburg (bpf). „Die fundamentale Orientierung, die wir als Kirche anbieten können, ist die Ausrichtung auf die Mitte des uns verbindenden Glaubens – dabei geht es um die Hinordnung des Menschen auf den lebendigen Gott, der in seinem Sohn Jesus Christus in die Geschichte dieser Welt eingetreten ist und in der biblischen Offenbarung dem Menschen die Ausrichtung seines Lebens und die Maßstäbe seines sittlichen Handelns zu geben vermag.“ Dies unterstrich der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen am Montag im Auditorium maximum der Theologischen Fakultät Fulda. Der Oberhirte, der in seiner Eigenschaft als Großkanzler der Theologischen Fakultät ein Grußwort zur traditionellen Hrabanus-Maurus-Akademie sprach, sprach sich vehement für theologische Hochschulen in kirchlicher Trägerschaft aus. Diese dienten zu einem ganz großen Teil der Ausbildung der künftigen Priester und der jungen Frauen und Männer, die einen kirchlichen Beruf erlangen wollten. „Für diese kirchlichen Berufe braucht es notwendig eigenständige kirchliche Einrichtungen in unserem Land.“ 

 

In seinem letzten Grußwort als amtierender Bischof der Diözese Fulda hob hervor, die Kirche bedürfe gerade in einer Zeit des dramatischen Absinkens des Glaubenswissens gut ausgebildeter Glieder, die fundierte und reflektierte Kenntnisse der Theologie besäßen, um das Umfeld zu verstehen, in dem sie „als von Christus in Taufe Berufene und durch die Firmung Bestärkte“ leben und wirken sollten. Die Existenz einer theologischen Fakultät lasse sich heute nicht mehr nur mit der Priesterausbildung rechtfertigen, auch wenn dies ihre primäre Aufgabe bleibe. Vielmehr müsse aufgrund der Sendung der Kirche allgemein die wissenschaftliche Fundierung aller interessierten Laien im Blick stehen, zeigte sich Algermissen überzeugt. Es sei eine Frage der richtigen Gewichtung, ob sich die Kirche in Deutschland eigene Fakultäten leiste. Es gehe schließlich um die Erforschung des Glaubens und um die Grundlage, „damit Kirche in der Welt von heute noch etwas zu sagen hat“. Es bedürfe gemeinsamer Verantwortung und eines gemeinsamen Finanzierungskonzepts – hier sei der Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) „dringend gefragt“. Die Profilierung der Sendung der Kirche in der Welt von heute bedürfe größter Aufmerksamkeit, weil sie zahlreiche Chancen für die Kirche biete. Zum Schluss sprach der Bischof allen Professoren und Dozenten sowie Studenten seinen Dank für den guten gemeinsamen Weg durch die Jahre, da er als Bischof von Fulda Großkanzler der Fakultät gewesen sei.

 

Festvortrag über Geschichte der katholischen Theologie in Marburg


Zu Beginn der Festakademie hatte Rektor Prof. Dr. Christoph Gregor Müller den Bischof sowie Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez, die Domkapitulare und Professoren der Theologischen Fakultät und zahlreiche Gäste aus Gesellschaft, Kirche und Wissenschaft begrüßt. Den Festvortrag „Katholische Theologie und Theologen in Marburg seit dem 19. Jahrhundert“ hielt Annabell Ernst, die zu dem Thema bei Kirchenhistoriker Domdechant Prof. Dr. Werner Kathrein 2016 eine Staatsexamensarbeit angefertigt hatte. Sie spannte einen Bogen vom Verbot der katholischen Messfeier durch Landgraf Philipp im 16. Jahrhundert über das Leben der Katholiken in einer Minderheitssituation und die Wiedererlangung der Religionsfreiheit bis hin zur Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als sich das wissenschaftliche Studium der katholischen Theologie in Marburg mit der Entstehung des Katholischen Seminars endgültig durchsetzte. Ab dem 16. Jahrhundert konnten sich nur die Brüder vom Gemeinsamen Leben (Kugelherren) und der Deutsche Orden an der Elisabethkirche mit ihren Landkomturen als katholisch geprägte Gemeinschaften in Marburg halten. 

 

Erst 1787 erlaubte Landgraf Wilhelm IX. von Hessen-Kassel unter dem Einfluss des Deutschen Ordens wieder die katholische Messfeier. Zur Zeit des napoleonischen Königreichs Westfalen nahm das katholische Leben einen Aufschwung, vor allem durch die Tätigkeit des katholischen Theologen Leander van Eß. Die Elisabethkirche durfte von Katholiken mitgenutzt werden. Unter hessischer Herrschaft übernahm das evangelische Konsistorium wieder die Kontrolle. Indes konnte van Eß schon als Professor für katholische Theologie wirken. Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts sollte es zur Gründung einer katholisch-theologischen Fakultät der hessischen Fürstentümer in Marburg kommen, was aber am Widerstand des Fuldaer Bischofs und Domkapitels scheiterte, die nicht einbezogen worden waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam 1946 Jesuitenpater Dr. Gerhard Koch nach Marburg. Fortan konnten Studenten katholische Theologie als Lehramtsfach studieren, so dass die Zahl der Studenten bis 1981 stetig anstieg. Auch der spätere Würzburger Bischof Prof. Dr. Paul-Werner Scheele und Prof. Dr. Eugen Biser unterrichteten zeitweise in Marburg. Ab 1967 stand Prof. Dr. Gerhard Matern als Leiter des Katholischen Seminars (KS) für Kontinuität. „Mittlerweile sind Marburg und Fulda ohnehin ein Institut und gestalten gemeinsam die Zukunft“, so die Referentin. Am 23. September 2016 unterzeichnete Bischof Algermissen ein Dekret über den Zusammenschluss von KS Marburg und Theologischer Fakultät Fulda, wie sie am Schluss betonte. Die Akademieveranstaltung wurde musikalisch umrahmt durch Felix Schnurr am Klavier.

06.02.2018


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